wieder mal ist eine logo-aktualisierung gelungen. die css, die mittlerweile größte krankenkasse der schweiz, macht vor, wie das geht.
das in die jahre gekommene signet mit dem kristall und den viel zu vielen linien wurde nach etwa 35 jahren gebrauch endlich über bord geworfen (offizieller einführungstermin: april 2022).
das hellere blau (cyan) wurde zur hauptfarbe für den neuen schriftzug, der eine originelle s-ligatur zeigt. die welle lässt einen zwar etwas in richtung wasser oder thermalquelle assoziieren. definitiv ist jetzt mehr bewegung drin als im überaus statischen wirkenden, alten signet.
der neue claim lautet: «deine gesundheit. dein partner.» wie bei den meistens claims ist auch da die originalität dann wieder auf der strecke geblieben.
css ist schon lange eine abkürzung, deren ursprung wohl fast niemand kennt. gegründet wurde die firma 1899 als «christlichsoziale kranken- und unfallkasse der schweiz», «caisse-maladie chrétienne-sociale suisse».
in der schweiz ist es (immer noch) gebräuchlich, umlaute am anfang von wörtern in ae, oe, ue aufzuschüsseln. auch ortsnamen starten häufig ohne die eigentlichen buchstaben ä, ö und ü – und sind gar so offizialisiert worden: aesch, aegerten, aeugst, oerlikon, oey, oensingen, oetwil, uetendorf, uerkheim, ueken, uetliberg, uesslingen, uetikon, uerikon … um nur ein paar muster zu nennen.
das kommt daher, dass auf der schweizer schreibmaschinentastatur drei sprachen untergebracht werden mussten: deutsch, französisch und italienisch. ß, Ä, Ö und Ü flogen raus – ç, é, à und è fanden dafür ihr plätzchen.
das fehlen dieser zeichen auf der schreibmaschine hat den typografischen sprachgebrauch in der eidgenossenschaft stark geformt. das ist auch der grund, wieso bis heute auf scharf-s (ß, auch esszett genannt) komplett verzichtet wird.
im schreibmaschinenzeitalter waren die zeichen limitiert; 43 tasten für zahlen und buchstaben erlaubten – mit der umschalttaste (= shift oder auch hochstelltaste) – gerade mal 86 charaktere. sogar die zahlen 0 und 1 waren nicht vorhanden: man verwendete damals stattdessen die kleinbuchstaben o und l. wirklich!
erst die einführung des computers brachte neue tastaturen mit sich. diese hatten nebst neuen steuertasten (control, alt, escape, command) mindestens fünf tasten für mehr, die mit zeichen belegt werden konnten.
die schweizer computertastatur hatte zwar jetzt null und eins (wäre doch ironisch, wenn bei einem computer 0 und 1 fehlen würden), aber die belegung der kleiner-finger-rechts-tasten, öäü, blieb unverändert. bis zum heutigen tag «komponiert» man in der schweiz die großen umlaute mit drücken von trema (¨) und anschließendem majuskel – was den meisten am-computer-schreibenden bis heute kaum bekannt ist. (auch ß muss man nach wie vor mit einer tastenkombi rauslocken, z. b. mit alt+s auf apple.)
trotzdem ist die korrekte typografische schreibung langsam ins bewusstsein übergeschwappt. mindestens auf ämtern, die straßennamen vergeben und verwalten. das beispiel unten zeigt das exemplarisch. hier wurden die zeichen A und e entfernt und mit einem frischen Ä überklebt. halbperfekter perfektionismus. scheinbar reichte das budget nicht aus, um gerade das ganze ins alter gekommene straßenschild auszuwechseln.
bei koradi gibts so viel claim (oder sagen wir: erwähnung der fachgebiete), dass das finden des firmennamens schon fast ein kleines suchrätsel darstellt. erobern stichwortwolken jetzt auch den offlinebereich?
mad classic, zürich. das logo selbst wurde von den designern selbst wohl als «unleserlich genug» eingeschätzt … so dass man den namen gleich nochmals drunterschrieb. sicher ist sicher.
ein kleiderladen in glarus. der fordernde claim bräuchte nur noch etwas orthografische überarbeitung. drei fehler in einem satz verzeiht auch ein kuss nicht so schnell.
normalerweise erwartet man griechische namen für griechische restaurants, französische für französische. dieses logo stellt alles auf den kopf. die großartige typografie rundet das ganze ab … </ironie aus>
viele volg-läden laufen mit neuem konzept nun unter dem neuen namen «prima». das neue logo wirft doch einige fragen auf.
nicht nur der name klingt etwas ältlich, auch die schrift wurde nicht aus der modernsten kiste gegriffen. der kontrastlose schattenwurf hinterlässt zusätzlich noch etwas stirnrunzeln.
das einzig frische ist die farbwahl für den hintergrund.
hier mal auch noch etwas logo-politisches. es geht um kunst im kreisel (in der schweiz wird der kreisverkehrsplatz kurz und bündig als «kreisel» bezeichnet.)
die kreisverkehrsinseln werden häufig mit kunst bestückt. das soll das straßenbild etwas aufpeppen. allzu auffällig darf das jeweilige kunstwerk dann aber doch nicht sein – sonst gilt es als ablenkung.
eine weitere vorschrift ist: keine kommerzielle werbung (eben: ablenkung. wobei: lenkt nichtkommerzielle werbung weniger ab?). der eishockeyverein kloten (besser bekannt als ehc kloten) hat einer kreisinsel in kloten/zürich einen riesenpuck geschenkt – 5 meter hoch, 3 tonnen schwer. so weit so gut. nur zierte das logo des vereins den puck.
das beschäftigte dann die beamten. ist das logo nun kommerzielle werbung? der bei der bevölkerung beliebte puck erhielt eine sondergenehmigung, die jedoch 2017 auslief. danach wurde verfügt, dass der puck weg muss. die stadt kloten kam dieser aufforderung jedoch nicht nach. erst wurde der ganze puck mit planen bedeckt, die jedoch (wohl von fans) wieder immer wieder entfernt wurden. später wurde das logo von offizieller stelle überklebt.
im rahmen einer neubeurteilung (man nahm mittlerweile zur kenntnis, dass es sich um ein «wahrzeichen» handelt) wurde dem puck eine sonderbewillung erteilt. er darf bis zur nächsten instandsetzung des kreisels bleiben. vorläufig ist also ruhe. bis es dann in ein paar jahren in die nächste paragraphenreitereirunde geht.
der puck auf der kreisverkehrsinsel in kloten bei zürich.
eine werbekampagne für decathlon, die mir gefällt (den claim «sport for all. all for sport» lassen wir bei dieser betrachtung mal weg – in richtigem englisch wäre dass dann sowieso «sports» (mehrzahl)).
die kampagne besticht nicht nur durch ihre schlichtheit, sondern vor allem durch die treffenden headlines. realisiert worden ist sie durch wagnerwagner.