easter eggs: versteckte schätze in kunst, software und co.

Ostereier haben nicht mehr nur zur Osterzeit Hochkonjunktur, sondern das ganze Jahr. Sie sind besser bekannt unter dem englischen Namen «Easter Eggs» und werden meist zufällig – oder nach intensiver Suche – gefunden.

Stell dir vor, du klickst dich durch eine Webseite, spielst ein Game oder blätterst in einem Buch – und plötzlich: eine versteckte Überraschung! Easter Eggs, also kleine, absichtlich eingestreute Eigenheiten, sind wie digitale oder analoge Schatzsuchen. Sie bringen dir ein Grinsen ins Gesicht und lassen uns kurz die Welt mit anderen Augen sehen. Ob in Kunst, Computerprogrammen, auf Webseiten oder in Publikationen jeglicher Art – diese kleinen Perlen finden sich überall. Viele bleiben lange unentdeckt.

Was sind Easter Eggs überhaupt?

Der Begriff kommt aus der Gaming-Welt. 1979 versteckte Programmierer Warren Robinett im Spiel «Adventure» seinen Namen, weil Atari damals Entwickler nicht namentlich nennen wollte. Spieler mussten einen geheimen Raum finden, um «Created by Warren Robinett» zu sehen. Seitdem sind diese versteckten Gimmicks ein fester Bestandteil der digitalen Kultur. Es geht um den Nervenkitzel, etwas zu verstecken, das nicht jeder findet – oder es zu entdecken.

easter egg im spiel «adventure» (screenshot)

Easter Eggs in der Kunst

Kunst war schon immer ein Spielplatz für Geheimnisse. Nicht erst im Mittelalter haben Künstler kleine Witze oder Botschaften eingebaut. Nimm Hieronymus Bosch: Sein Triptychon «Garten der Lüste» (um 1500) ist ein surrealistisches Wimmelbild voller verrückter Details – darunter ein Typ mit einem Baum als Hintern.

Hier sind noch ein paar weitere Bilder mit versteckten Features, wie z.B. das beliebte Verstecken des Selbstporträts von Künstlern in den eigenen Bildern. Das Selbstreferenzieren ist daher keine neuzeitliche Erfindung von Rappern, die sich in ihren Texten laufend selbst erwähnen, sondern hat schon eine lange Tradition.

Games of Eggs

Computerspiele sind Brutstätten für Ostereier und Hommagen ans Original. Hier wurde z.B. Banksy, der Streetartkünstler, mit seinem Mädchen mit dem roten Ballon digital eingebaut.

Versteckte Perlen in Computerprogrammen

Software-Entwickler lieben Easter Eggs, weil sie ihre Kreativität ausleben können. Ein Klassiker: Microsofts Excel 97. Wenn man eine bestimmte Tastenkombination eingab, startete ein Flugsimulator! Etwas absurd, aber genial.

Oder nimm Mozilla Firefox: Früher konnte man in der Adressleiste «about:robots» eingeben und bekam eine lustige Nachricht von Robotern, inklusive Zitat aus «Per Anhalter durch die Galaxis».

Webseiten: der digitale Spielplatz

Das Internet ist ein Paradies für Easter Eggs. Bei Google haben versteckte Features schon lange Tradition. Suche mal nach «do a barrel roll» – die Seite macht einen Purzelbaum! Oder tippe «zerg rush»: Kleine Aliens zerstören die Suchergebnisse, und du musst sie wegklicken. Weitere Google-Goodies.

Ostereier werden auch in Elon Musks Universum hergestellt. Bei Starlink findet man sie beispielsweise auf Leiterplatten. Auch Tesla wartet mit ein paar nicht beabsichtigten Funktionen auf.

Versteckte Ostereier in Publikationen

Auch in wissenschaftlichen Papern gibt’s unerwartete Gags:

In einer Studie über Quantenphysik schmuggelten Forscher mal einen Satz ein, der rückwärts gelesen eine Anspielung auf «Star Wars» war.

Kein Film ohne Easter Egg

Filme sind generell ein Gefäss, wo es nur so wimmelt mit versteckten Goodies. Einige fallen auch in den Bereich Doppeldeutigkeiten in Kinderfilmen. Bei andern ist der Regisseur im Hintergrund zu sehen – Alfred Hitchcock war berühmt für seine Cameo-Auftritte. Und noch ein paar Beispiele aus dem Star-Wars-Universum.

Ostereier in AGBs

Firmen sollen schon originelle Botschaften oder gar Wettbewerbspreisauslobungen in ihren Geschäftsbedingungen versteckt haben, da diese von den meisten Menschen nie gelesen werden.

Das WiFi-Unternehmen Purple fügte 2014 in seine AGBs eine Klausel ein, die besagte, dass Nutzer, die das kostenlose WiFi nutzen, sich verpflichten, 1000 Stunden gemeinnützige Arbeit zu leisten wie «Reinigung von Abwasserkanälen». Über 22’000 Nutzer akzeptierten die AGBs, ohne die Passage, die als Test gedacht war, zu bemerken. Es wurde schliesslich niemand gezwungen zum «Entfernen von Unrat aus öffentlichen Parks».

Das britische Unternehmen GameStation fügte am 1. April 2010 (klar, Aprilscherz) eine Klausel in seine AGBs ein, die besagte, dass Kunden, die online einkaufen, dem Unternehmen ihre «unsterbliche Seele» übertragen.

Tumblr, die Blogging-Plattform, fügte 2013 in ihre AGB eine scherzhafte Klausel ein, die besagte, dass das Unternehmen nicht für Schäden haftbar gemacht werden kann, die durch Zeitreisen, Paralleluniversen oder andere übernatürliche Phänomene entstehen. Im Original: «You agree that Tumblr is not responsible for any harm that may come to you or your property as a result of time travel, alternate universes, or other supernatural phenomena caused by your use of the services.» Diese Klausel war ein subtiler Gag, der vor allem Science-Fiction-Fans ansprach, und wurde in sozialen Medien als besonders witziges Easter Egg gefeiert. (Es könnte sich in diesem Fall aber um eine erfundene Ostereistory handeln, da keine Originalquellenangaben dazu erhältlich sind. Si non è vero …)

Vermeintliche Ostereier?

Zudem gibts auch viele Easter Eggs, die keine sind. Vor allem in der Musik. Da wollen schon viele verborgene Mitteilungen aus Stücken rausgehört worden sein, wenn man sie umgekehrt abspielt (Stichwort Backward Masking – Rückwärtsbotschaft).

So ist z.B. auf dem Beatles-Album «Sgt. Pepper» (1967) der Satz «it was a fake moustache» zu hören, wenn man das lied «Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band» (reprise) rückwärts abspielt. Möglicherweise handelt es sich aber tatsächlich um ein beabsichtigtes «akustisches Anadrom», denn der falsche Schnurrbart wird auf dem Albumcover auch abgebildet.

Definitiv ein Easter Egg ist jedoch die Auslaufrille der Vinyl-Version des erwähnten Beatles-Albums. Ein Leckerbissen für die Analog-Audiophilen: Läuft die Nadel nach dem letzten Lied in die «Endumlaufbahn», ist eine kurze Soundcollage in endlosschlaufe zu hören, die klingt wie «never could be any other way».

Warum Easter Eggs so cool sind

Easter Eggs sind mehr als nur Spielerei. Sie schaffen eine Verbindung zwischen Schöpfer und Entdecker, ein kleines Augenzwinkern. Sie belohnen Neugier und laden ein, die Welt genauer zu betrachten. Wo auch immer sie sich verstecken – sie machen alles ein bisschen magischer. Lust, selbst auf die Jagd zu gehen? Halte die Augen offen nach Unregelmässigkeiten: ein seltsamer Button, ein komischer Satz, ein Detail, das nicht passt. Probier in games absurde Kombinationen aus – manchmal führt der dümmste Move zum coolsten Easter Egg.

und zum schluss: dieser pubbesucher hatte ein besonders dickes ei (definitiv im osterei-grenzbereich oder schon ausserhalb) auf seiner rechnung: eine motzgebühr (bitching fee).

«bitching fee» auf einer rechnung
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