alle jahre wieder …

… kommt der erste august. der nationalfeiertag der schweiz. und damit wieder eine schwette (hevetismus für schwemme) an schweizerflaggenkitsch in jeglicher couleur – na ja, farblich nur rot und weiß. so weit, so gut.

aber dann ist da noch das kreuz mit dem das kreuz, mit welchem all die servietten, lampions, badetücher, bettwäsche, boxershorts, tischdecken, eier, teigwaren usw. verziert sind (gegenstände aus dem aldi-prospekt ende juli 2023).

aldi ist ja bekannt für seine anbiederung an die helvetische bewohner mithilfe der swissness-keule, ohne die es hier kein supermarkt schafft. auch coop und migros wissen genau, dass die schweizer (-innen und -außen) recht stolz sind auf die ganz wenigen produkte, die noch im eigenen land produziert werden. umso größer und auffälliger werden diese dann beschriftet und mit labels umkleistert, damit der eindruck entsteht, dass der artikel gleich nebenan produziert wurde.

auch aldi hat jetzt noch ein weiteres label eingeführt: «saveurs suisses – das neue label für ausgewählte, regionale spezialitäten». und gerade wieder mal ohne umweg ins fettnäpfchen getrampelt, trotz der aufklärung auf logoblog anno 2017.

auch das labellogo selbst zeigt wieder exemplarisch, wie wenig ahnung aldi suisse auch nach fast 20 jahren landespräsenz noch von der schweiz hat – herzchen hin oder her.

hier also nochmals für alle: das schweizerkreuz hat vier «flügeli» (oder arme) mit den proportionen 7 (lang) zu 6 (breit). alle andern kreuze sind per definition irgendwelche kreuze, aber sicher keine schweizerkreuze. gratis nachzulesen bei wikipedia oder bei eda.admin.ch und vielen weiteren seiten.

korrekte proportionen des kreuzes (bild © patriot.ch)

im ganzen aldi-prospekt finden sich über 20 weiße kreuze mit falschen dimensionen und nur gerade zwei (2) richtige (gleiche fahnen oder logos wurden nur je einmal gezählt – sonst sähe die statistik noch schlimmer aus).

wir von logoblog wünschen trotzdem einen schönen nationalfeiertag (und hoffen, dass es nächstes jahr etwas besser aussieht am flaggenhimmel)!

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knappes budget für orthografie

in der schweiz ist es (immer noch) gebräuchlich, umlaute am anfang von wörtern in ae, oe, ue aufzuschüsseln. auch ortsnamen starten häufig ohne die eigentlichen buchstaben ä, ö und ü – und sind gar so offizialisiert worden: aesch, aegerten, aeugst, oerlikon, oey, oensingen, oetwil, uetendorf, uerkheim, ueken, uetliberg, uesslingen, uetikon, uerikon … um nur ein paar muster zu nennen.

das kommt daher, dass auf der schweizer schreibmaschinentastatur drei sprachen untergebracht werden mussten: deutsch, französisch und italienisch. ß, Ä, Ö und Ü flogen raus – ç, é, à und è fanden dafür ihr plätzchen.

das fehlen dieser zeichen auf der schreibmaschine hat den typografischen sprachgebrauch in der eidgenossenschaft stark geformt. das ist auch der grund, wieso bis heute auf scharf-s (ß, auch esszett genannt) komplett verzichtet wird.

im schreibmaschinenzeitalter waren die zeichen limitiert; 43 tasten für zahlen und buchstaben erlaubten – mit der umschalttaste (= shift oder auch hochstelltaste) – gerade mal 86 charaktere. sogar die zahlen 0 und 1 waren nicht vorhanden: man verwendete damals stattdessen die kleinbuchstaben o und l. wirklich!

erst die einführung des computers brachte neue tastaturen mit sich. diese hatten nebst neuen steuertasten (control, alt, escape, command) mindestens fünf tasten für mehr, die mit zeichen belegt werden konnten.

die schweizer computertastatur hatte zwar jetzt null und eins (wäre doch ironisch, wenn bei einem computer 0 und 1 fehlen würden), aber die belegung der kleiner-finger-rechts-tasten, öäü, blieb unverändert. bis zum heutigen tag «komponiert» man in der schweiz die großen umlaute mit drücken von trema (¨) und anschließendem majuskel – was den meisten am-computer-schreibenden bis heute kaum bekannt ist. (auch ß muss man nach wie vor mit einer tastenkombi rauslocken, z. b. mit alt+s auf apple.)

trotzdem ist die korrekte typografische schreibung langsam ins bewusstsein übergeschwappt. mindestens auf ämtern, die straßennamen vergeben und verwalten. das beispiel unten zeigt das exemplarisch. hier wurden die zeichen A und e entfernt und mit einem frischen Ä überklebt. halbperfekter perfektionismus. scheinbar reichte das budget nicht aus, um gerade das ganze ins alter gekommene straßenschild auszuwechseln.


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ich will, ich will …

aldi, das möchtegern-schweizerkind.
aldi, das möchtegern-schweizerkind.

aldi, wir müssen reden!

du bist ganz ein zwängliger goof geworden. erstens heißt es «ich hätte gerne» (haben wir doch jahrelang geübt) – und hinterher darfs auch gerne noch ein «bitte» sein. bitte.

und überhaupt, wir möchten doch alle gerne etwas mehr schweiz auf dem teller. aber mit betonung auf schweiz. leider bist du, aldi, nicht mal fähig, ein korrektes schweizerkreuz auf deinen teller zu zaubern.

hier findest du die korrekte vermaßung des kreuzes. kurz: die flügeli des kreuzes sind nicht quadratisch, sondern haben die proportionen 7:6. selbstverständlich hast du damit gerade unheimlich viele credibility-punkte verjasst. (dass du hier in bester gesellschaft bist mit vielen souvenirherstellern, macht den braten auch nicht feiß.)

also, mach zuerst mal die hausaufgaben, bevor du uns deine swissness-geilheit in den rachen stopfst. en guete!

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